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Pharmazeutische Zeitung: Vom Bund geförderte Projekte

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Sven Siebenand – 27. April 2021, 18:00 Uhr – Read the full article here (German only)

Im Rahmen des Programms »Forschung und Entwicklung dringend benötigter Therapeutika gegen SARS-CoV-2« will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mehrere Projekte aus Deutschland fördern. Eine Übersicht.

In einer Pressemitteilung informiert das BMBF, dass die Arzneimittelkandidaten auf verschiedene Technologien und Behandlungsansätze setzen, um das Krankheitsgeschehen zu beeinflussen. Wenig konkret ist die Rede von einem Kinasehemmer, monoklonalen Antikörpern und einem »RNA-Wirkstoff«. Auf Nachfrage der PZ teilt das Ministerium mit, dass in einem unabhängigen, wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren Empfehlungen zur Förderung von insgesamt acht Vorhaben ausgesprochen wurden. Diese würden von den Firmen Adrenomed, Aptarion Biotech, Atriva Therapeutics, Bayer, Corat Therapeutics, Eisbach Bio, EMC Microcollections und Explicat Pharma koordiniert.

Nicht alle Firmen kommen der Bitte der PZ nach, Details zu den geförderten Projekten und den Arzneistoffkandidaten zu nennen, einige aber schon. Noch recht dürftig fällt die Information von Explicat Pharma aus. Das Unternehmen teilt mit, dass es einen inhalativen Ansatz verfolge und verspricht, weitere Details später zu verraten. Die Firma Aptarion Biotech lässt durchblicken, dass es sich um ein RNA-basiertes Molekül handelt, das gegen einen inflammatorischen Faktor gerichtet ist, der mutmaßlich bei Covid-19 eine Rolle spielt. Auch Aptarion Biotech will Näheres erst zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich machen. Die PZ wird auf alle Fälle am Ball bleiben.

SARS-CoV-2-Antikörper für schwer erkrankte Covid-19-Patienten

Konkreter wird ein vielversprechender Ansatz vom Braunschweiger Biotechnologie-Unternehmen Corat Therapeutics beschrieben. Dieses hat gemeinsam mit der Universität Tübingen den monoklonalen Antikörper COR-101 gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2 entwickelt. Der nun in der Erprobung befindliche Antikörper wird, anders als die Antikörper, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor Monaten erworben hat, nicht in einem frühen Krankheitsstadium gegeben, sondern soll schwerer erkrankten Patienten helfen.

Möglich wird dies durch eine Veränderung des Effektorteils des Antikörpers, also des Bereichs des Moleküls, das nicht an das Virus bindet, sondern Immunzellen aktiviert. Der Effektor- oder auch Fc-Teil von COR-101 wurde gentechnisch abgeschwächt, sodass überschießende Immunreaktionen weniger zu befürchten sind. Diese können vor allem in späteren Krankheitsphasen von Covid-19 eine fatale Rolle spielen. Eine Phase-I-Studie mit COR-101 hat in Tübingen begonnen. Läuft alles nach Plan, kann laut Corat Therapeutics Ende des Jahres eine vorläufige Zulassung beantragt werden.

Auch das biopharmazeutische Unternehmen Atriva Therapeutics wird vom BMBF eine Forschungsförderung erhalten. Die Firma teilt mit, dass sie die zugesagten Mittel nutzen wird, um den Kandidaten ATR-002 möglichst schnell zur Marktreife zu entwickeln. Derzeit wird das Therapeutikum in der Phase-II-Studie RESPIRE untersucht. Es eignet sich für Covid-19-Patienten mit moderatem bis schwerem Krankheitsverlauf, die im Krankenhaus behandelt werden, aber noch keine Beatmung beziehungsweise intensivmedizinische Behandlung benötigen.

ATR-002 ist ein MEK-Inhibitor, der gegen den intrazellulären Raf/MEK/ERK-Signalweg gerichtet ist. Dieser ist entscheidend für die Replikation vieler RNA-Viren, zu denen bekanntlich auch SARS-CoV-2 zählt. Über die MEK-Hemmung hinaus besitzt ATR-002 laut Hersteller das Potenzial, das Immunsystem zu modulieren und eine überschießende Entzündungsreaktion durch Zytokine zu hemmen. Bei Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, könne ATR-002 die Genexpression einiger der beteiligten Zytokine verringern und so die überaktive Immunantwort in der Lunge abmildern.

Das BMBF fördert auch die Kooperation zwischen dem Berlin Institute of Health (BIH), dem Unternehmen Bayer und drei Kliniken (Universitätskliniken Leipzig und Würzburg sowie BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin) zur klinischen Erprobung eines Covid-19-Medikaments.

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